Wie war das Bundesfreiwilligenjahr?

Die meisten Bufdis, die ihren Bundesfreiwilligendienst 2018 angefangen haben, befinden sich gerade im Endspurt oder haben das Freiwilligenjahr schon hinter sich.

Für viele von ihnen ist so ein Jahr sehr prägend und zukunftsweisend, manchmal auch eine große Chance – Grund genug, unser aller Freiwilligenjahr Revue passieren zu lassen!

Am Anfang waren wir alle vor allem eins: Aufgeregt. Viele kannten bisher nur die Schule und hatten noch keinerlei richtige Arbeitserfahrung. Wir wussten nicht so richtig, was auf uns zukam und hatten teilweise auch ein wenig Angst und Bedenken, ob wir mit dem BFD die richtige Entscheidung getroffen hatten. Unsere ehemaligen Mitschüler*innen fingen schon mit der Ausbildung oder dem Studium an, wussten, wo es hingeht… Und wir? Machten wir mit dem BFD etwas… „Minderwertiges“? Dieser Gedanke wurde dann ganz schnell mit „Nein“ beantwortet. Aber dazu später.

Warum hatten wir uns überhaupt für einen BFD entschieden? Nun ja, die meisten kamen frisch aus der Schule und wussten einfach noch nicht, wo es hingehen sollte. Für manche stand im Vordergrund, zwei Wartesemester zu überbrücken, andere entschieden sich ganz bewusst für den BFD und wollten zum Beispiel wissen, ob sie wirklich als Krankenpfleger*in arbeiten wollen. Wieder andere Bufdis hatten schon Berufserfahrung und wollten etwas völlig anderes kennenlernen – da der BFD für Menschen aller Altersgruppen offen ist, eignet er sich da perfekt.

Am ersten Arbeitstag sind also nicht wenige von uns mit zitternden Händen in die Einsatzstelle gekommen. Uns wurde erst einmal alles gezeigt, wir wurden ganz vielen neuen Leuten vorgestellt, deren Namen wir sofort wieder vergaßen, und wir lernten die Arbeit kennen. In den ersten Wochen war das für viele sehr anstrengend und teilweise auch überfordernd. Mit der Zeit lebten wir uns aber ein und uns wurde immer mehr zugetraut.

Irgendwann kam dann das erste Seminar. Für manche schon nach zwei Wochen Arbeit in der Einsatzstelle, andere hatten ihr erstes Seminar erst nach mehreren Monaten. Auch der Aufbau und Inhalt der Seminare war sehr unterschiedlich. Bei einigen Zentralstellen konnten die Bufdis ihre Seminare völlig selbst gestalten, andere Zentralstellen baten eher geführte und thematisch festgelegte Seminare an. Doch egal, was für ein Seminar man besuchte, es hat in den allermeisten Fällen sehr viel Spaß gemacht.

Am Anfang hat fast niemand Lust auf die Seminare – schließlich hatten wir uns entschieden, einen BFD zu machen, um auch mal etwas anderes als Schule oder später dann Ausbildung/Uni zu sehen! Seminar? Das klingt nach Theorie und Sitzkreisen.

Aber bereits nach dem ersten Tag war klar: Seminare sind ganz anders als Unterricht. Man erarbeitet Vieles selbstständig, die Themen und Methoden sind interessant und man hat viel Zeit, sich mit anderen Bufdis auszutauschen und anzufreunden. Abends wird vielleicht Werwolf gespielt oder, wenn man einen politischen BFD macht, über Politik diskutiert.

Viele bezeichneten die Seminare spätestens nach dem zweiten Seminar als „Urlaub, ohne etwas dafür auszugeben“ – manche fuhren mit ihrer Seminargruppe sogar nach Polen oder Irland!

Die wichtigste Sache, die wir auf den Seminaren lernten, war: Der Bundesfreiwilligendienst ist auch ein Dienst für unsere Gesellschaft. Ohne freiwilliges Engagement wären viele Einrichtungen, die von großem Wert für alle Mitmenschen sind, nicht möglich – man denke an NPOs und NGOs, Jugendhäuser oder die Tafel. Viele Bufdis machen ihren BFD zwar in Einrichtungen, die nicht auf Ehrenämter angewiesen sind. Trotzdem schenken wir unseren Kolleg*innen und anderen Menschen, teilweise bedürftigen oder kranken, unsere Zeit, und das macht uns sehr wertvoll für die Gesellschaft. Die Anerkennung und Wertschätzung dafür erfahren wir vor allem direkt auf der Einsatzstelle, sie verbirgt sich hinter Lob, Komplimenten und Dankbarkeit für das, was wir tun.

Auf der Arbeit wuchs mit unserer Verantwortung auch unsere Persönlichkeit. Wir wurden selbstbewusster und lernten unsere Grenzen sowie unsere Stärken und Schwächen kennen. Wir wurden selbstständiger – einige in besonders hohem Maße, da sie für den BFD von zu Hause ausgezogen waren und nun in einer teilweise ganz fremden Umgebung lebten. Aber es war immer jemensch zum Reden da, ob Mit-Bufdi, Arbeitskollege, Vorgesetzte, Seminarfreundin oder Seminarmoderator.

Und so verging das Jahr, wir arbeiteten mal mehr und mal weniger motiviert, lernten in manchen Monaten sehr viel Neues kennen und in anderen eher weniger, nahmen uns Urlaub, gingen von unserem BFD-Taschengeld essen und trafen uns mit Freunden – dazu zählten bald auch andere Bufdis von der Einsatzstelle oder von den Seminaren.

Irgendwann näherte sich der Sommer – die allermeisten Bufdis fangen im August oder September mit ihrem Dienst an und beenden ihn deshalb regulär auch wieder in diesen Monaten. Deshalb hieß es für sehr viele von uns: Langsam Abschied nehmen, sich vielleicht für ein Studium einschreiben oder der Ausbildung entgegenfiebern, die nach dem BFD beginnt. Vielleicht aber auch: Sich weiterhin neu orientieren, den BFD verlängern, eine völlig neue Arbeitsstelle annehmen, die man im BFD kennengelernt hat. So oder so: Das Jahr hat jeden von uns geprägt.

In vielen Situationen erinnern wir uns an Erlebnisse zurück, von der Arbeit und von den Seminaren – manch eine von uns denkt bei jedem Kartoffelgericht an die Kartoffelernte im BFD zurück, andere wissen jetzt, was mit einer Speichelprobe passiert, die man beim Arzt abgibt.

Manche sind froh, dass das Jahr vorbei ist – die meisten gehen aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn das, was wir auf unseren Einsatzstellen – so unterschiedlich sie auch sein mögen – erlebt haben, ist unglaublich wertvoll für uns.

Und nach dem BFD? Wir entscheiden uns oft, einen Beruf anzunehmen, der etwas mit dem zu tun hat, was wir auch im BFD gemacht haben. Manche fangen sogar eine Ausbildung in ihrer (ehemaligen) Einsatzstelle an! Und selbst, wenn wir etwas völlig anderes als im BFD machen, er hat sich gelohnt – vielleicht auch nur für die Feststellung: „Das ist nichts für mich!“ Oft aber vor allem für die vielen neuen Kompetenzen, Freunde, Ansichten und Erlebnisse die wir mitnehmen.

bundessprecher
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